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Végel László

Montag, 03 August 2009 / Published in Kritik an Vegels Werken

Das aktuelle Buch: Eine Stadt in Serbien

Das aktuelle Buch: Eine Stadt in Serbien
„Exterritorium. Szenen vom Ende des Jahrtausends“ zeichnet ein polemisches, weil aus leidvoller Erfahrung gewonnenes Bild vom Leben in einer Stadt
Újvidék ist der ungarische Name der Stadt Novi Sad in Serbien. Hier lebt der Schriftsteller László Végel, Angehöriger der ungarischen Minderheit in Jugoslawien, einem Staat, der bis 1989 offiziell keine dominierende Mehrheit kannte, dann aber rasch in Kleinstaaten und Provinzen, vor allem aber in nationale Fraktionierungen zerfiel. Über die Kriege im ehemaligen Jugoslawien gibt es eine reichhaltige Literatur. Das Buch „Exterritorium. Szenen vom Ende eines Jahrtausends“ von László Végel nimmt darin insofern eine Sonderstellung ein, als es einen besonders unmittelbaren Eindruck von jenem serbischen Nationalismus gibt, der noch fast zehn Jahre nach dem Ende des Krieges die politischen Verhältnisse wesentlich prägt.
Végel schreibt im Kern über die drei Monate des Jahres 1999, in denen Serbien sich dem Bombenkrieg der Nato ausgesetzt sah. Alle Opfer- und Heldenmythen wurden auf diese neue Erfahrung angewendet, und so konnte auch das Abkommen von Kumanovo, mit dem das Ende der Kampfhandlungen besiegelt wurde, zu einem „triumphalen Sieg über die Nato“ umgedeutet werden: „Mochten doch alle zur Kenntnis nehmen, dass sich der Kosovo-Mythos erfüllt habe; Serbien hat Europa gegen Amerika verteidigt. Wie einst gegen die Türken.“
Die Vojvodina, seine multinationale Heimatprovinz im Nordosten Serbiens, wird für Végel zu einem Modellfall, vor dessen Hintergrund er die Geschehnisse im Kosovo und die gesamte Konstellation auf dem Balkan zu verstehen versucht. Er hält sich am Rand, und sieht dadurch umso genauer, wie der serbische Nationalismus sich zu einem gegen jede Aufklärung resistent scheinenden Gemenge aus Marginalisierungsangst und Sonderstellungswahn entwickelt, vor dem auch die Intellektuellen nicht gefeit sind. Exterritorium. „Szenen vom Ende des Jahrtausends“ zeichnet ein polemisches, weil aus leidvoller Erfahrung gewonnenes Bild vom Leben in einer Stadt, deren Schriftsteller häufig mehr oder weniger aus der Not der nationalen Zerwürfnisse heraus Weltliteratur schreiben lernten. (Bert Rebhandl, DER STANDARD, Printausgabe, 13.5.2008)
________________________________________
László Végel: Exterritorium, Matthes & Seitz, Berlin, 2007, 256 S., 19,40 Euro
Der Standard, 12. Mai 2008

„Exterritorium. Szenen vom Ende des Jahrtausends“ zeichnet ein polemisches, weil aus leidvoller Erfahrung gewonnenes Bild vom Leben in einer Stadt

Újvidék ist der ungarische Name der Stadt Novi Sad in Serbien. Hier lebt der Schriftsteller László Végel, Angehöriger der ungarischen Minderheit in Jugoslawien, einem Staat, der bis 1989 offiziell keine dominierende Mehrheit kannte, dann aber rasch in Kleinstaaten und Provinzen, vor allem aber in nationale Fraktionierungen zerfiel. Über die Kriege im ehemaligen Jugoslawien gibt es eine reichhaltige Literatur. Das Buch „Exterritorium. Szenen vom Ende eines Jahrtausends“ von László Végel nimmt darin insofern eine Sonderstellung ein, als es einen besonders unmittelbaren Eindruck von jenem serbischen Nationalismus gibt, der noch fast zehn Jahre nach dem Ende des Krieges die politischen Verhältnisse wesentlich prägt.

Végel schreibt im Kern über die drei Monate des Jahres 1999, in denen Serbien sich dem Bombenkrieg der Nato ausgesetzt sah. Alle Opfer- und Heldenmythen wurden auf diese neue Erfahrung angewendet, und so konnte auch das Abkommen von Kumanovo, mit dem das Ende der Kampfhandlungen besiegelt wurde, zu einem „triumphalen Sieg über die Nato“ umgedeutet werden: „Mochten doch alle zur Kenntnis nehmen, dass sich der Kosovo-Mythos erfüllt habe; Serbien hat Europa gegen Amerika verteidigt. Wie einst gegen die Türken.“

Die Vojvodina, seine multinationale Heimatprovinz im Nordosten Serbiens, wird für Végel zu einem Modellfall, vor dessen Hintergrund er die Geschehnisse im Kosovo und die gesamte Konstellation auf dem Balkan zu verstehen versucht. Er hält sich am Rand, und sieht dadurch umso genauer, wie der serbische Nationalismus sich zu einem gegen jede Aufklärung resistent scheinenden Gemenge aus Marginalisierungsangst und Sonderstellungswahn entwickelt, vor dem auch die Intellektuellen nicht gefeit sind. Exterritorium. „Szenen vom Ende des Jahrtausends“ zeichnet ein polemisches, weil aus leidvoller Erfahrung gewonnenes Bild vom Leben in einer Stadt, deren Schriftsteller häufig mehr oder weniger aus der Not der nationalen Zerwürfnisse heraus Weltliteratur schreiben lernten. (Bert Rebhandl, DER STANDARD, Printausgabe, 13.5.2008)

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László Végel wurde 1941 in Srbobran, in der jugoslawischen Wojwodina, als Angehöriger der ungarischen Minderheit geboren. Er studierte im nahegelegenen Novi Sad sowie in Belgrad und arbeitete anschließend als Journalist, u.a. als Redakteur der Tageszeitung »Magyar Szó« und als Mitherausgeber der ebenfalls ungarischen Monatszeitung »Uj Symposion«. Als Dramaturg für das Fernsehen von Novi Sad sowie für das Volkstheater von Subotica verfasste er mehrere Drehbücher und Bühnenstücke.
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