Swartz reiht die Autoren alphabetisch aneinander. Das wirkt einfallslos, ist aber sicher richtig, um durch den Krieg geschlagene Wunden nicht erneut aufzureißen. Umso erstaunlicher, dass die Anthologie im letzten, nur dem Alphabet zu verdankenden Drittel zu Höhenflügen antritt. László Végel, Angehöriger der ungarischen Minderheit in Vojodina, wirft als Erster einen genaueren Blick auf den Begriff des Anderen. Er unterscheidet zwischen dem ungefährlichen, weil fernen Anderen und dem bedrohlichen Anders-Sein des „vertrauten Fremden“. Weil jeder in sich oder im Nachbarn das Anders-Sein erfahre und die eigene Identität gefährde, werde es von Zeit zu Zeit mit aller Gewalt bekämpft: in Juden oder auch in Kroaten und Bosniern.
Jörg Plath: Der andere nebenan. Arte, 17. 10. 2007.