László Végel wurde 1941 in Srbobran, in der jugoslawischen Wojwodina, als Angehöriger der ungarischen Minderheit geboren. Er studierte im nahegelegenen Novi Sad sowie in Belgrad und arbeitete anschließend als Journalist, u.a. als Redakteur der Tageszeitung »Magyar Szó« und als Mitherausgeber der ebenfalls ungarischen Monatszeitung »Uj Symposion«. Als Dramaturg für das Fernsehen von Novi Sad sowie für das Volkstheater von Subotica verfasste er mehrere Drehbücher und Bühnenstücke. Daneben schrieb er Romane und Essays, die bisweilen schon vor der ungarischen Originalfassung auf Serbokroatisch publiziert wurden. 1967 erschien Végels episches Debüt »Egy makro emlékiratai« (dt.: Memoiren eines Zuhälters), das ein Vierteljahrhundert später mit den Nachfolgebänden »Àttüntetések« (1984; dt.: Überblicke) und »Eckhart gyűrűje« (1989; dt.: Eckharts Ring) unter dem Titel »Újvidéki trilógia« (1993; dt.: Neusatz-Trilogie) veröffentlicht wurde und als sein Hauptwerk gilt. Heimatlosigkeit und Außenseitertum sind bereits darin und später in zunehmendem Maße Végels zentrale Themen, wobei die multiethnische Stadt Novi Sad für zunächst erhoffte, dann erzwungene und nach der Zäsur des Balkankriegs schließlich für verlorene kulturelle Diversität steht. Seine in dem Essayband »Peremvidéki élet« (1993; dt: Leben im Randgebiet) geprägte Selbstcharakterisierung als »heimatloser Lokalpatriot« verlor endgültig ihre Berechtigung – wie er in einem Aufsatz von 2002 schreibt –, als mit dem steigenden und im Krieg implodierenden Nationalismus der letzte Rest von Zugehörigkeitsgefühl zu einem Land oder einer Gesellschaft verschwand und die prekäre Lage der Minderheiten vollends zur aussichtslosen Situation wurde. »Der Krieg nimmt all jenen die Heimat, die nicht in diese oder jene Nationalgeschichte, in diese oder jene Gemeinschaft hineingeboren wurden. Wer aus der großen kollektiven Erzählung ausgestoßen, wer in Acht und Bann getan wurde, sich also seinen Verstand und seine Unabhängigkeit bewahrt hat, allein der besitzt noch Individualität. Doch dafür bezahlt er einen hohen Preis: Er verliert die Heimat.« Von 1994 bis zur Schließung im Jahr 2001 leitete Végel das Büro der Soros-Stiftung in Novi Sad. Er veranstaltete u.a. Gespräche wie den dritten »Balkan-Rundtisch«, an dem Kulturschaffende aus Ungarn, Deutschland, der Slowakei, Rumänien sowie aus Serbien und Montenegro über die »Probleme der Grenzidentität und die Phänomenologie der lokalen, kleinen Kulturen« diskutierten. Für sein Werk wurde er mit dem Tibor-Déry-Preis, mit der Goldmedaille des Präsidenten der Republik Ungarn und dem Milán-Füst-Preis ausgezeichnet. 2005 erhielt er das Offizierskreuz des Verdienstordens der Republik Ungarn. 2009 den Kossuth Preis. In den Jahren 2006 und 2007 war Végel Stipendiat des DAAD in Berlin